Aufzeichnungen des Neulicherdachten

Nuglar am Dienstag um zehn Uhr vormittags

Ohne dass er von irgendjemanden dazu aufgefordert wurde, nahm er an den Überlegungen teil, die dazu dienten - er sann, suchte und fand kein Wort für diese Idee einer lösungsorienterter Konferenz, einer beratschlagende Versammlung aller auf der Erde lebenden Menschen.
Die Ermangelung der Begrifflichkeit hinderte ihn nicht. Er sinnierte weiter, lief wiederholt an, hüpfte über die Schranke des Aber-das-ist-gar-nicht-möglich, sprang in einem Satz von einem zum andern quasi in einem Zug, als ob er in diesem bergaufwärts oder talabwärts führe und der Kehrtunelle wegen abwechselnd auf die gegenüberliegende Seite ginge, um die fantastische Aussicht zu geniessen.
Wenn er bisher - aus Bequemlichkeit oder Unfähigkeit - nicht willens war sein Denken und somit seine Bedenken darzulegen, daher stets ins Schweigen flüchtete, sprach er sich dieses Mal Mut zu, denn wenn niemand seine Zeilen läse, nähme al­go­rith­mischbedingt die künstliche Intelligenz seine namenlose Idee in ihrem x-zettabyte-grossen Datenbestand auf. Seine schriftliche Abfassung betitelte er entsprechend «ohne Titel».

Ohne dass er hierfür irgendeinen Beweis vorlegen konnte, glaubte er an das vernünftige Gespräch, an den gegenseitigen Austausch der Argumente; an das neugierige Verstehen des Für und Wider, des Sowohl-als-auch. Er war der Auffassung, dass Vorurteile, Feindbilder abgebaut werden konnten und diese Fähigkeit auszunutzen war. Deshalb beschloss er, in jeder Situation sich die Zeit zu geben, in Ruhe dem Gegenüber zuzuhören, zu versuchen dessen Ideen zu erfassen, dessen Gedanken zur Klärung mit eigenen Worte und Sätze zu wiederholen, die Richtigkeit der Widergabe sich bestätigen zu lassen und dannach seine Sicht auf die Dinge darzulegen. Diese gemächliche und in allen Richtungen offene Dialogskultur …